Wäg vom Öl

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So meine Lieben, endlich ist es so weit. Wir sind weg vom Heizoel und sind auf „Multi Heat“ umgestiegen. Ich kann euch sagen, es ist ein Gefühl wie bei der Geburt eines Kindes...

…beinahe 9 Monate mussten wir auf den Kessel warten, nun ist er endlich da und seither haben wir schlaflose Nächte…

Haha denkt ihr nun sicher, der Kusi macht wieder mal ein Witz aber nein es ist war; unsere Kinder haben uns weniger schlaflose Nächte bereitet, als dieses neue Heizsystem. Was ist geschehen: Wie alle Welt weiss, planen wir schon lange, die Unabhängigkeit von den Ölländern zu erlangen. Als ein Meilenstein dieses Planes gelten neue Heizsysteme. Da gibt es z.B. die Gas-, Erdwärme-, Holz- oder Sonne-Alternative. Wir haben uns aber bei einem Tag der offenen Tür, für „Multi Heat“ entschieden. So nach dem Motto, das kennt niemand also ist es eine tolle Sache. Was ist Multi Heat? Nun, mit diesem System können wir unser Haus mit Pellets (gepresstes Sackmehl), Holz und Getreide heizen…

„GETREIDE?!? JA SPINNEN DIE JETZT VOLLKOMMEN? LEBENSMITTEL ALS BRENNSTOFF, DAS GLAUBT MAN JA NCIHT!!!“

…mögen viele von euch nun aufschreien aber lasst mich erklären: Wenn wir dieses Getreide nicht beim Bauern kaufen, so wird der Bauer dieses Getreide auch nicht pflanze denn, ein Bauer pflanzt nie etwas, für das er kein keinen Käufer, alos Bares sieht. Und wenn er es nicht pflanzen würde, so würde auch niemand auf dieser Welt diese Lebensmittel erhalten. (Ich bin sowieso der Ansicht, dass in ein paar Jahren unsere Bauern nicht mehr Lebensmittellieferanten, sondern Energielieferanten sind. Multi Heat ist da nur eine Variante. Ethanol, Raps, Biomasse sind ebenfalls Möglichkeiten wo Landwirte in Zukunft mit Energiegewinnung Kohle (=Bares) machen können. Also, verzeiht bitte, dass wir vorhaben Getreide zu verbrennen. Wenn ihr mal zum Essen kommt und ein warmes Stübchen vorfindet, werdet ihr es uns danken.

Also, wir haben uns für diesen Multi Heat entschieden. Bei dieser Besichtigung haben wir auch gleich einen Heizungsmonteur kennen gelernt. Da er sehr interessiert an diesem neuen System war und sich hier quasi weiter bilden wollte, waren wir der Meinung der Mann ist unser Mann. So haben wir Visitenkärtchen getauscht. Bald schon standen wir auch mit ihm in Verhandlung und so kam es, dass wir diesen Ofen bestellten. Es war Oktober und er wurde so auf Dezember versprochen. Im Dezember wurde unsre Oelheizung soweit demontiert, dass nur noch aus einem bereitgestellten 200l Fass Oel gezogen wurde. Wir brauchen nicht mehr für die paar Tage, war unsere feste überzeugung.

Die Tage und Nächte zogen vorbei und bald schon waren die 200l verbrannt, denn der Winter schlug ja erbahrmungslos zu, als ob er gewusst hätte, dass wir nur auf Sparflamme Heizen sollten. Die Lieferung des Ofens verzögerte sich. Die Telefonkosten stiegen, da wir versuchten den freundlichen Heizungsmonteur zu erreichen und uns in dieser Zeit mit seinem Telefonbeantworter anfreundeten. Es handle sich nur noch um Tage bis der Ofen komme, „die haben etwas Lieferschwierigkeiten“.

Es war so ungefähr März, als ein Telefon unsere Hoffnung neu anfachte. Die Lieferfirma kündigte an, ein Ofen Typ Multi Heat, wird in zwei Tagen geliefert. Und tatsächlich, nach 3 Tagen kam ein Lastwagen geladen mit Multi Heat. Glücklicherweise war ich zu Hause, denn ich wüsste nicht, wie der Chauffeur alleine den 600 kg schweren Brenner über einen Kiesweg in unsere Garage geschafft hätte. Ich will damit nicht sagen, dass ich besonders stark bin, aber zu dritt ging es doch wesentlich besser als nur die liebe Régine und dieser freundliche Chauffeur. Also, nach einer Stunde Schweiss, zerrissenen Teppichen, zerbrochenen Bretter und einigen neue entdeckten Fluchworten, stand der Ofen bei uns in der Garage.

So, nach paar Telefonaten erreichten wir auch unseren lieben Heizungsmenschen. Leider war aber sein Arbeiter seit einigen Tagen krankgeschrieben, der Rücken. So war es im Moment nicht möglich den Ofen zu installieren. Unser 200l Fass musst mittlerweile zum ca. 4-5x neu gefüllt werden. Sehr interessante Preise, wenn der Oellieferant mit einem 6000l LKW 200l liefert, kann ich Euch versichern. Aber was soll’s, wenigstens steht der Multi Heat in der Garage. Dann hat es sich das Schicksal doch anders überlegt und uns eine gute Fee gesandt, die in Form eines weiteren Heizungsmonteur erschien. Dieser wurde vom Heizungsmonteur 1 angeheuert, damit der Multi Heat die Garage endlich verlassen, und in unseren Heizungsraum gestellt werden kann. In zwei Tagen steht das Ding hiess es. Aber diese zwei Tage hätten wir halt keine Heizung und Warmwasser. Kein Problem, zwei Tage stehen wir spielend durch, auch wenn der Winter nochmals zurückkam und alles in Kälte hüllte. Nach vier Tagen war die Heizung dann auch montiert. So dachten wir uns, nun können wir endlich unsere Stube wieder aufwärmen und die Kinder brauchen drinnen keine Wintermäntel mehr zu tragen.

Die erste Nacht mit Multi Head. Es war ca.2 Uhr morgens als der Alarm los ging. Wir wussten erst gar nicht was los ist. Wollten dem Nachbar zu hilfe eilen, bis klar war, das ist unser Baby im Keller. Irgendwie muss Feruer durch den Zufuhrschacht ins Depot gelangt sein, was weiter nicht schlimm ist, denn Multi Head hat ein ausgezeichnetes Sicherheitssystem. Sobald die Flammen rücklaufen wird Wasser gespritzt. Das hatte zur Folge, dass die 90 KG Pellets im Depot durchnässt waren. Das ganze musste von Hand raus geholt und entsorgt werden. Zudem musste das Depot im Ofen gereinigt werden. Am nächsten Abend stand unser lieber Heizungsmensch auf der Matte. War doch gut, dass ich nicht all zu freundlich war am Telefon, sonst hätten wir wohl wieder paar Tage warten müssen. "Das seien so die normalen Kinderkrankheiten", meinte er, bis das System eingestelle ist. Das leuchtete mir auch ein.

In der nächsten Nacht ging der Alarm erst um 3 Uhr los. Gleiches Spiel wie die Nacht zuvor nur, dass wir diesmal nicht auf die Idee kamen, unsere Nachbarn zu belästigen. Tags darauf, es war Samstag, stand der gute Mann wieder bei uns im Keller. Das ganze wiederholte sich noch 3 mal, bis er es wohl für richtiger hielt, einen Ingenieur vom Lieferanten kommen zu lassen. Da dieser aber gerade auf Geschäftsreise war, verzögerte sich dieser Besuch um paar Tage. Glücklicher weise war der Boiler mitlerweile am Strom angeschlossen, was uns wenigstens das Duschen erleichterte. Als dann dieser Ingenieur unseren Mulit Heat beäugte, war im sofort klar, dass da ein Dichtungsgummi nicht ganz dicht war, was natürlich nicht Sinn machte, beim einem Dichtungsgummi. Unser lieber Monteur hat die Dichtung als ganzes kontroliert (mittels Zeitung, sehr interessantes Verfahren) er hätte aber alle 3-5 cm diesen Test machen sollen.

Der Ingenieur hat einen ganzen Abend bei uns und unserem Baby verbracht, im gut zugeredet und siehe da, seit dem läuft es und wir können endlich wieder durchschlafen.

So geschehen Herbst 2005 bis Frühling 2006


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© by kusi